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SIYU Persönlich

20.12.2024

© Susanne Martinez Garcia, Carlos, Modedesigner QIPU, Barcelona

Susanne Martinez Garcia

Susanne mäandert seit über 30 Jahren beruflich im weiten Feld zwischen Bild und Text. Sie hat als Journalistin, Redaktorin, Texterin sowie als Kunsthistorikerin gearbeitet, ebenso ist sie eine passionierte Fotografin. Sie absolvierte 1999 und 2000 die GAF 38 bei Gian Vaitl, Silvia Luckner (✝) und Jürg Waldmeier. 

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Masterstudium der Kunstgeschichte und Hispanistik (M.A. Uni Basel, 2011), führte sie 2015 ein (später abgebrochenes) Doktorat über mittelalterliche Frauenorden nach Barcelona. Seither ist die katalanischen Hauptstadt ihr Lebensmittelpunkt. In die Schweiz kommt Susanne dennoch oft, um verschiedene freie und berufliche Projekte sowie auch den Neustart des SIYU AWARD zu realisieren.
 
Du warst vor der SIYU Gründung viele Jahre vfg Mitglied. Heute bist du beim SIYU – was ist deine Funktion beim neuen Verband? Ich war überzeugtes und aktives Mitglied der vfg und bin es auch von SIYU, weil ich es wichtig finde, dass man die Chance, die ein Verband bietet, nutzt – sprich, Projekte anreisst, die das Medium Fotografie in all seinen Facetten zeigen und thematisieren. Die SIYU, nunmehr gesamtschweizerisch und breit abgestützt, bietet dafür ein exzellentes Netzwerk, welches man auf aktive Weise weiter pflegen und erweitern kann. Du bist Teil eines Grösseren, organisierst und besuchst Ausstellungen, Panel Diskussionen und Workshops oder arbeitest auf den Neustart des SIYU AWARD hin!
 
Was ist der SIYU Award? Der SIYU AWARD ist im Kern der ehemalige «vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie (NWFP)», welcher in der Zeit vor der Fusion – bis 2022 – von der vfg über ein Vierteljahrhundert lang jährlich ausgeschrieben wurde. Mit der Fusion haben die vfg, aber auch der SBF und die uspp sich verpflichtet, diesem Preis innerhalb von SIYU einen neuen, geeigneten Platz zuzuweisen. Genau dies setzen wir jetzt möglichst gut in die Tat um.
 
Was hat dich, nach den Jahren beim NWFP, motiviert, wieder beim SIYU Award aktiv zu sein? Ich habe mit einem tollen Team über zwölf Jahre lang den NWFP mitorganisiert, war lange im vfg. Ja, es ist Freiwilligenarbeit, oft nach Betriebsschluss noch erledigt, oft stressig und die Resilienz wird zuweilen hart auf die Probe gestellt. Und auch Teamwork ist keine Kuschelzone und es gibt vieles über sich selbst zu lernen – manchmal mehr, als einem lieb ist. Aber gibt es etwas Befriedigenderes, als bei der Vernissage zur Gruppenausstellung jedes Jahr zehn interessante, aufstrebende Künstler:innen, ihre Ideen und Arbeiten kennenzulernen? Und danach ihren Weg weiterverfolgen zu können?

Was ist die Bedeutung des Awards für SIYU? Aus der Überzeugung heraus, dass der SIYU AWARD für die Schweizer Fotoszene wichtig und unsere Arbeit dafür sinnvoll ist, haben Christoph Kern und ich als erfahrene Ehemalige beschlossen, dem neuen AWARD zusammen mit einem frischen Team, das neuen Schub und Ideen bringt, den Neustart zu ermöglichen. 

Du arbeitest als Journalistin, Redakteurin, Texterin und bist Kunsthistorikerin mit MA – was ist dein Bezug zur Fotografie? In all den genannten Berufen hat, nebst einem guten Text, auch das Bild einen hohen Stellenwert. Im Journalismus sind beide meist untrennbar verbunden, im Fach der Kunstgeschichte muss Visuelles in einen Text übersetzt werden; es muss beschreiben werden, was man sieht; es soll quasi sichtbar werden, was geschrieben steht.

Wie integrierst du die Fotografie in deinen Beruf? Ich hatte bis heute das grosse Glück, immer wieder an Jobs zu geraten, in denen das jeweils andere auch wichtig war – zum Beispiel meine bis vor wenigen Jahren ausgeübte Arbeit als alleinige Redaktorin des DER UTO, der Sektionszeitschrift des SAC Zürich. Da oblag es mir, beides so zu kombinieren, dass das Interesse geweckt wird. Aktuell begleite und redigiere ich das Buch einer Künstlerin. Auch hier musst der Text mit den Bildern und den Fotos korrelieren, nicht konkurrenzieren, ansonsten droht Langeweile.
 
Wie lebt es sich in Barcelona und als Pendlerin zwischen zwei Ländern und Kulturen? Ich bin seit jeher eher nomadisch veranlagt und war schon immer viel «on the road». Wer sich aber ein Leben in einem andern Land aufbauen muss, wird in einem andern Masse gefordert als beim «Herumtingeln». Erst recht, wer zuerst ein Netzwerk aufbauen muss und nicht in ein gemachtes Nest steigen kann. Aber ich verlasse gerne die eigene Komfortzone – Reibung erzeugt Wärme, sozusagen. Genauso war es mit Barcelona. Das «Wagnis» hat sich gelohnt, im Persönlichen wie im Beruflichen. Ich möchte dieses Pendeln, auch zwischen den Sprachen, nicht mehr missen!