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SIYU Persönlich

19.03.2025

© Niels Memko, Dorfälteste, Fischerdorf nähe Andranokoditra, Madagaskar 2017

Niels Menko.

Der Zürcher Fotograf (1967*) ist Quereinsteiger mit einem abwechslungsreichen beruflichen, persönlichen wie auch sprachlichem Hintergrund. In Portugal geboren, in der Schweiz aufgewachsen, die Schulausbildung auf Holländisch abgeschlossen und sprachlich auch in der Gebärdensprache aktiv, war Niels international im Bankwesen als Portfoliomanager und Grosskundenberater tätig. 2015 kam der Bruch: Heute arbeitet er als selbständiger Fotograf, als Coach und Kursleiter im Swiss Photo Club.
 
Dem SIYU gibt Niels nicht nur Einblick in seine Fotografen-Arbeit mit beeinträchtigten Menschen, er erzählt von seinen Coaching-Kursen für angehende Fotograf:innen und von den Themen, die er als wichtig erachtet. So viel sei verraten – es ist nicht die Fotografie. 
 
Du warst im Bankenwesen tätig, heute arbeitest du als Fotograf, Kursleiter, Coach. Was hat dich zur Selbständigkeit bewogen? Die Leidenschaft für die Fotografie und die Veränderungen im Arbeitsleben sind für mich von zentraler Bedeutung. Im Fokus steht der Mensch – ein Aspekt, den ich sowohl als Fotograf als auch als Coach weit besser zum Ausdruck bringen und umsetzen kann als in meiner früheren beruflichen Tätigkeit.

Beruf als Berufung?  Beruf und Berufung sind für mich untrennbar miteinander verbunden. Meine wahre «Berufung» finde ich in der Fotografie. Dabei bezeichne ich mich nach wie vor als Amateur, da das Wort »Amateur« von Amator (Liebhaber) stammt – und ich liebe, was ich tue.
 
Hilft dir deine frühere Berufserfahrung heute? Unbedingt, sie befähigt mich, nicht nur die fotografische Technik zu vermitteln, sondern auch die geschäftlichen Aspekte. Ich begleite meine Schützlinge somit nicht nur auf künstlerischer, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene.
 
Welches sind die wichtigsten Themen in deinen Coaching-Kursen? Neben künstlerischen und technischen Aspekten der Fotografie stehen auch wirtschaftliche Themen im Fokus – insbesondere die Rolle der Fotograf:in als Unternehmer:in. Dazu gehören Fragen der Entlöhnung und der Stundenansätze, Buchhaltung, Versicherungen sowie die Wahl der geeigneten Unternehmensform. Mit diesen Themen sollten sich Fotograf:innen vertiefter auseinandersetzten.
 
Du arbeitest auch mit Menschen mit Trisomie 21. Wie kann die Fotografie sie unterstützen? Es gibt viele Fotograf:innen, die Bilder von Menschen machen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Wenn ich diesen Menschen aber das Fotografieren beibringe, erhalten sie die Möglichkeit, uns ihre eigene Perspektive auf die Welt zu zeigen. Dies kommt nicht nur ihnen zugute, sondern auch ihrem Umfeld. Denn durch das Erlernen der Fotografie kann das Umfeld besser verstehen, was Menschen mit Beeinträchtigungen bewegt und berührt.
 
Dein Lebensmotto heisst: «Alle Menschen sind schön». Wo ist die Verbindung zu deiner Fotografie? Jeder Mensch ist schön, und ich betrachte es als meine Aufgabe als Fotograf, diese Schönheit der Welt zu zeigen. Die Kunst der Fotografie liegt für mich genau darin – nicht durch Filter oder Photoshop, sondern durch die Authentizität und Natürlichkeit des Moments.
 
Bereits als 7-Jähriger hast du fotografiert und tust das noch heute. Woher kommt diese Leidenschaft und wie hast du gelernt, zu fotografieren? Als ich erstmals die Kodak Retina II meines Vaters in den Händen hielt, war ich sofort fasziniert. Die künstlerischen und technischen Aspekte der Fotografie liessen mich nicht mehr los. Mich interessierte, wie lässt sich unsere dreidimensionale Wahrnehmung realistisch und ästhetisch auf ein zweidimensionales Medium übertragen? Oder wie verbindet man Bewegung mit Stille und wie werden Emotionen sichtbar? Ich habe experimentiert und geübt, um Antworten zu finden – und habe mir so das Handwerk selbst beigebracht.
 
Wie kann die Fotografie bei Menschen erreichen, was andere Techniken nicht können? Viele Menschen sind visuell geprägt. Die Fotografie ermöglicht es, ihnen ihr äusseres Erscheinungsbild vor Augen zu führen – ein Bild, das sich oft stark von ihrer Selbstwahrnehmung unterscheidet. So lässt sich zeigen, dass Schönheit nicht an fremden, teils unerreichbaren Idealvorstellungen gemessen werden muss.
 
Was bedeutet dir die SIYU Mitgliedschaft? Sie ist für mich Ehre, Auszeichnung und Anerkennung zugleich. Sie bietet zudem die Gelegenheit, mit Berufskolleg:innen zusammenzukommen, sich auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren.