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SIYU Persönlich

21.05.2025

© Andrea Wullimann, Privat, Hubersdorf Kanton Solothurn

Andrea Wullimann

Die Selzacherin Andrea Wullimann ist spezialisiert auf professionelle Business- und Gewerbefotografie. Aber auch Architektur/Interieur, klassische und Lifestyle Porträts sowie Imagefotografie gehören zu Andrea’s Portfolio. Die Solothurnerin (*1988) begann ihre Karriere mit einer Berufslehre bei Foto Heri in Solothurn als Fotofachfrau, arbeitete danach im Detailhandel und in einem Fotostudio für Werbemittel. Aus- und Weiterbildungen folgten an der Schule für Gestaltung Bern zur Fotofachfrau EFZ Fotografie 2005 - 2008 und 2014 - 2017 in Medienwirtschaft- & Management für visuelle Kommunikation.
 
Parallel dazu baute Andrea ihr eigenes Studio auf mit dem Wunsch, sich fotografisch auf das festzulegen, was ihr liegt udn Spass macht – und fotografierte verschiedenste Themen, um sich auszuprobieren: Freund:innen, Paare, Portraits, Akt, Hochzeiten – alles, was half, Erfahrung und ein Gespür für Menschen und Bildsprache zu entwickeln.
 
Seit 2015 ist sie selbstständig tätig. Ihre Arbeit zeichnet sich aus durch Professionalität, Empathie und strategisch-wirtschaftlichem Denken. Andrea versteht Fotografie nicht nur als Handwerk, sondern als Kommunikationsmittel, das Haltung zeigt und Wirkung erzeugt. Neben ihrer Tätigkeit als Fotografin unterrichtet sie heute in einem kleinen Pensum an der Berufsfachschule BBZ Solothurn und gibt ihr technisches Wissen an die nächste Generation weiter.
 
Warum nennst du dein Studio «Lichtartfotografie»? Es gab während der Ausbildung Vorträge von externen Fotograf:innen unter anderem vom Fotostudio «Lichtschacht». Ich dachte, was für ein toller Name, den möchte ich auch haben! Danach habe ich nächtelang über einen Namen gebrütet und irgendwann kam ich zu «Lichtartfotografie». Das war 2008. 
 
Von Hochzeiten zu Gewerbefotografie – dein früherer Schwerpunkt hat sich verschoben? Da ich ursprünglich aus der Fotofachrichtung komme, habe ich gelernt, alles zu fotografieren – was ein Vorteil sein kann. Zu Beginn dachte ich, als Fotografin müsste ich möglichst vieles anbieten, um den Bedürfnissen gerecht zu werden und gleichzeitig meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Nach Versuchen in der Familien- und Hochzeitsfotografie kam ich zum Schluss, dass diese Bereiche nicht zu mir passen. Sie sind mir zu stark emotional geprägt und interessieren mich weniger – auch, weil ich keinen Bezug zu Hochzeiten und Familienbilder habe. Also wechselte ich nach und nach zu Business- und Corporate Fotografie. Zuerst waren das vereinzelte Portraits, später kamen andere Bereiche wie Architektur und Produktfotografie hinzu. 
 
Was bedeutet es für dich, selbstständig zu sein? Freiheit. Ohne Abhängigkeiten zu sein. Zu planen, wann und wie ich will und mit wem, bedeutet für mich alles. Ich bestimme selbst, wie viel oder wie wenig mein Einkommen beträgt und ich muss an keinen Weihnachtsessen oder Mitarbeitergesprächen teilnehmen. 
 
Du hast einen Blog geschrieben: «Selbstständig, was du wissen musst». Weshalb teiltest du deine Erfahrungen? Ich sehe viele Menschen, die sich nicht trauen, ein eigenes Business zu starten oder nicht wissen, wie sie es angehen sollen. So erging es mir damals nach der Ausbildung auch. Ich wünschte, ich hätte früher mehr Offenheit und den Austausch mit anderen selbstständigen Fotograf:innen erlebt. Vielleicht wäre ich dann früher meinen eigenen Weg gegangen.
 
Was mich besonders beschäftigt: In der Schweiz sind Konkurrenzdenken, Negativität und Geheimniskrämerei nach wie vor stark verbreitet – etwas, das ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Denn es will niemand dem anderen etwas wegnehmen. Dazu sind wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Im Gegenteil: Gemeinsam sind wir stärker. Es wäre leichter, wenn wir das auch leben könnten und damit in den Austausch gehen würden. 
 
Du schreibst auch zum Thema Körperhaltung und nonverbale Kommunikation. Warum? Die Kolleg:innen wissen, wovon ich spreche. Viele von uns, mich eingeschlossen, sitzen krumm wie eine Banane hinter dem Laptop. Diese Haltung ist weder gesund noch besonders ansehnlich. Oder etwa doch? Ich bin überzeugt: Die Körperhaltung trägt wesentlich zu einem guten Portrait bei. Denn wir lesen Menschen – immer. Vor allem unbewusst. Und da beginnt die Wirkung: im Körper, in der Haltung. Das will ich den Menschen mitgeben: Möchten sie bessere Bilder von sich haben, bewirken sie mit einem einfachen Wechsel in eine geradere Haltung viel! 
 
Was ist ein tolles Shooting-Erlebnis für dich, für die Kund:innen? Ein tolles Shooting bedeutet für mich, dass alle Beteiligten mit einem guten Gefühl auseinandergehen. Viele Menschen mögen es grundsätzlich nicht, fotografiert zu werden – sie fühlen sich unsicher oder unbeobachtet wohler. Umso schöner ist es, dass rund 99 % meiner Kund:innen am Ende positiv überrascht sind. Sie gehen mit einem Lächeln, mehr Selbstvertrauen und einem richtig guten Gefühl nach Hause – so wie ich.
 
Du bist seit kurzem Mitglied bei SIYU. Was erwartest du vom Verband? Ich freue mich über echten Austausch – über Themen, die uns alle betreffen: Kontakt mit Kund:innen, Kommunikation, der Umgang mit Technologien, Herausforderungen im rechtlichen Bereich oder das Teilen von Erfolgen und Ängsten. Ich möchte von anderen lernen, um mich weiterzuentwickeln und meinen Kund:innen ein noch besseres Erlebnis bieten zu können. Fotografien sind für mich nicht einfach schöne Bildchen, sie sind ein visuelles Kommunikationsmittel für Menschen.