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SBF Persönlich

17.02.2023

© Evelyn Harlacher, Pause vom Rindertreiben, Gaucho Dario raucht eine Cigarillo, Corrientes, Argentinien

Evelyn Harlacher. Harlacher (42) hat nach einem früheren Leben als Garagistin zur Fotografie gefunden. Sie lebt heute in Watt bei Regensdorf.

Ihre Ausbildung zur Fotografin hat Evelyn in Zürich und Bern bei der CAP gemacht. Ab 2017 war sie in Teilzeit als selbständige Fotografin tätig, seit 2019 ist sie voll beruflich tätig. Sie ist in ihrem Heimatdorf gut vernetzt, weshalb sie dort 2022 ein Fotografie-Atelier eröffnet hat. Aber nicht nur das: Kaum selbständig, begann sie mit der Herstellung und dem Verkauf von Amaretti, was sie dann prompt über die Coronazeit rettete. 
 
Sprachaufenthalte in verschiedenen Ländern, vor allem in Argentinien bei den Gauchos, haben sie in ihrer Passion für Bilder, Menschen und fremde Kulturen bestärkt. Heute sind ihre fotographischen Schwerpunkte KMU-Reportagen, die Eventfotografie und Portraits.  
 
Was hat dich bewogen, als Fotografin zu arbeiten? Die Fotografie hat mich schon in der Kindheit fasziniert. Meine Ausbildung zur Kaufmännischen Angestellten habe ich in der Fotofinishingbranche absolviert. Damals habe ich mir meine erste Analoge Spiegelreflexkamera gekauft. Nach 15 Jahren im Autogewerbe, davon zehn Jahre in der Garage meiner Familie, habe ich mich entschlossen, meiner Passion nachzugehen. Das war ein langer Lösungsprozess. Geholfen haben mir die Aufenthalte bei den argentinischen Gauchos.

Was versprachst du dir vom Berufswechsel? Freiheit! Freiheit, nicht mehr auf Öffnungszeiten achten zu müssen, den Tag frei einteilen zu können. Für mich war es wichtig, weiterhin mit Menschen arbeiten zu können. Heute gibt mir die Fotografie im Bereich Corporate/KMU Reportagen Einblicke in Firmen und ihre Geschichten und ich lerne spannende Menschen kennen. Es ist inspirierend, Firmen und Mitarbeitende an der Arbeit oder im Portrait authentisch zu fotografieren.
 
Wie war dein Einstieg in die Selbständigkeit? Als Mitinhaberin unserer Garage hatte ich Einblicke in alle Bereiche eines Unternehmens – von der Buchhaltung über das Marketing bis zum Verkauf. Ich wusste, was es braucht, um erfolgreich ein Business aufzubauen. Als ich 2018 von meiner Reise aus Kolumbien und Argentinien zurückkehrte, habe ich mich noch auf der Heimreise für die Selbständigkeit entschieden. 
 
Welchen Schwierigkeiten bist du begegnet? Als «Quereinsteigerin» habe ich ab und zu Zweifel, ob ich technisch alles richtig mache. Meine Stärken liegen in der Kommunikation, dem Vorstellungsvermögen, der Improvisation und Empathie – weniger in der Technik. Da ich ein lösungsorientierter Mensch bin, frage ich bei Fragen Kameralieferant:innen oder ehemalige Dozent:innen.
 
Warum die Faszination «Argentinien»Während meinen Reisen mit den Gauchos habe ich gelernt, mit wenig zu leben. Vor allem ihre Lebensphilosophie hat mich beeindruckt: «No hay problema» – es gibt keine Probleme, nur Lösungen. Es ist wichtig, dass man sich mitten der Pampa oder in den Anden zu helfen weiss.
 
Wie gehst du vor, wenn du Gauchos bei ihrer Arbeit fotografierst? Ich reise mit kleinem und wenig Kameraequipment, da wir mit den Pferden über mehrere Tage unterwegs sind oder auf dem Feld Rinder treiben. Das Wichtigste war es, ihr Vertrauen zu gewinnen. Gauchos sind ein ruhiges, introvertiertes Volk und eher kamerascheu. Aber sie sind stolz darauf, wenn man ihre Arbeit dokumentiert. Ich versuche, den perfekten und authentischen Moment einzufangen.
 
Warum bist du auch im Amaretti-Geschäft? Backen ist Freude und Ausgleich. Bei der Fotografie zählen Faktoren wie Licht, Menschen, Wetter. Kein Auftrag gleicht dem anderen. Backen hingegen hat einen meditativen Touch. Die Herstellung bleibt immer dieselbe. In dieser Alltagsroutine finde ich Ruhe, kann abschalten und meinen Gedanken nachgehen. Hier habe ich auch viele Shooting-Ideen. Allerdings sind es oft sehr lange Tage. Ab 5 Uhr früh backe ich, ab 9 Uhr fotografiere ich. Während der Hauptsaison in der Weihnachtszeit macht meine Kamera Pause.
 
Warum bist du dem SBF beigetreten? Ich bin eine kommunikative und vernetzte Person. Ich liebe es, Menschen zusammenzuführen, Synergien zu nutzen und Kontakte zu knüpfen. Der Rückhalt eines Verbandes und die Inputs finde ich grossartig. Zudem habe ich bereits über die SBF Webseite Jobanfragen erhalten. Ich bin überzeugt, dass die Mitgliedschaft bei einem Berufsverband gegenüber Kund:innen «Seriosität» vermittelt.
 
Wo siehst du dich in 10 Jahren? Am Fotografieren und am Reisen. Ich möchte für Menschen und Firmen bildliche Erinnerungen schaffen. Ein gutes Bild ist wertvoll und kann viele Emotionen auslösen. Auch habe ich den Traum von einem Buchprojekt über die Gauchos, das ich realisieren möchte. Ich freue mich auf die kommenden Jahre und Begegnungen!