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SBF Persönlich

03.06.2020

© Andreas Zimmermann - Cape Town, South Africa, 2020

Andreas Zimmermann. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen sowie einer mehrjährigen Assistenzzeit im In- und Ausland ging es für Zimmermann (1975) zügig voran. Seit 2005 ist er freiberuflich unterwegs, 2008 richtete er sein eigenes Studio ein und zwei Jahre später wurde er für den Swiss Photo Award in der Kategorie Werbung nominiert. Heute ist er Mitglied des offiziellen Art Basel Photo Service Team und betreut die renommiertesten Kunstgalerien der Welt. Nebst freien Projekten ist er auch in der Portrait- und Peoplefotografie sowie in der Editorial- und Dokumentarfotografie tätig und beschäftigt sich neu mit den Themen Film und Bildkonzepte.

Während seiner Berufslehre konzentrierte sich Andreas, der in Basel lebt und arbeitet, auf Reportagen und fotografische Dokumentationen, bereiste Bosnien nach dem Bürgerkrieg und machte Aufnahmen für Hilfswerke in der Demokratischen Republik Kongo und in Tansania. Es folgten Aufenthalte in New York und Berlin. Kurz vor Ausbruch der Corona-Krise ist er aus Südafrika in die Schweiz zurückgekehrt.

Die Redaktion befragte ihn, wie er die Rückkehr in einen veränderten Alltag erlebte und was für ihn die Selbstständigkeit bedeutet. Und – wie wird man Mitglied im Art Basel Photo Service Team?

Du warst bis Mitte Februar in Südafrika. Wie hast du die Rückkehr erlebt? Die Ereignisse überschlugen sich. Ich sprach mit verunsicherten Kunden, danach folgte die erste Auftrags-Stornierung. Anfangs versuchte ich, mich von Unruhe, Angst und Verunsicherung nicht beeinflussen zu lassen. Vermehrt hörte ich jedoch von Berufskollegen, dass bereits bestätigte Aufträge abgesagt wurden. Plötzlich traf es auch mich. Aufträge wurden auf unbestimmte Zeit verschoben, andere abgesagt. Vorallem als einer unserer Praktikanten aus dem Elsass nicht mehr in die Schweiz einreisen durfte, realisierte ich das Ausmass dieser Krise.

Jetzt sieht es nach Öffnung aus – was heisst das für deine Arbeit? Ich hatte wider Erwarten doch einige Aufträge, bin also mit einem blauen Auge davongekommen. Ich habe aber jetzt mehr Respekt für die langfristige Entwicklung.

Wie bist du mit der Verunsicherung umgegangen? Ich stützte mich auf positiv formulierte Prognosen. Sobald ich mir jedoch die realistischen Vorhersagen zu Gemüte führte, wuchs die Sorge, wie es finanziell, auftrags- und arbeitsbezogen weiter gehen wird. Ich versuchte, dieser aussergewöhnlichen Lage einen Sinn zu geben, indem ich die Zeit nutzte, um projektorientiertes Arbeiten zu vertiefen, weitere Kommunikationsstrategien zu verfolgen, das digitale Bildarchiv aufzuräumen und im Austausch mit Kunden und Berufskollegen zu bleiben.

Was bedeutet es für dich, selbstständig zu arbeiten? Die Freiheiten der Selbstständigkeit kenne ich seit 15 Jahren gut und weiss, was Unsicherheit bedeutet. Sie ist immer mit der eigenen Freiheit des selbständigen Arbeitens gekoppelt. Als kreativ Schaffender auf dem freien Markt zu sein, bedeutet der «Zukunftsunsicherheit» ausgesetzt zu sein. Vieles ist nur bedingt planbar. Es gibt viele äussere Faktoren, die an den eigenen Erfolg geknüpft sind. Wie viel Raum gibt man dieser Unsicherheit? Unsicherheit ist das, was eine Krise auslöst. Aber eine Krise bedeutet für mich neben der Gefahr auch immer eine grosse Chance.

Du betreust als Mitglied das Art Basel Photo Service Teams renommierte Kunstgalerien. Wie bist du zu diesem Job gekommen und was ist deine Aufgabe? 2013 habe ich mich für das Foto Service Team beworben und wurde aufgenommen. Unser Team besteht aus drei FotografInnen, einer Kommunikationsverantwortlichen und freischaffenden Assistenten. Im Auftrag der Art Basel betreuen wir die internationalen Galerien im Bereich professionelle Fotografie und Videografie.

Was bedeutet für dich Fotografie? Gute Fotografie ist die perfekte Verbindung zwischen technischem Know-how und gestalterischen Fähigkeiten. Ob Fotografien nur das Auge erfreuen, eine Geschichte erzählen oder auf gesellschaftliche und politische Missstände aufmerksam machen – eines sollen sie gemeinsam haben: Den Betrachter, die Betrachterin unvermittelt packen und nicht mehr loslassen. Das ist für mich das Faszinierende an meinem Metier. 

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