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SIYU Persönlich

15.02.2024

© Flavia Leuenberger Ceppi, Butte, Ticinese in Montana, 2023

Flavia Leuenberger Ceppi. Flavia (1985) besuchte die Kunstschule CSIA in Lugano und schloss 2004 mit einem Diplom in Grafikdesign ab. Nach einigen Jahren Berufserfahrung im Bereich der Fotografie, gründete sie 2010 ihre eigene Agentur. Sie bietet sowohl Grafikdesign als auch Fotodienstleistungen an und ergänzt ihre kommerzielle Tätigkeit mit persönlichen Arbeiten.

2013 startete Flavia ein Projekt, das sie den schweizerisch-italienischen Emigrant:innen widmete. Sie porträtierte Tessiner Familien in den USA und in Australien und dokumentierte, wie sich diese Familien ab Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA angesiedelt hatten. Das Ergebnis ist eine Fotoreportage, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.

Die Bilder wurden im Oktober 2022 im Schweizer Konsulat in San Francisco ausgestellt. 2015 gewann sie den ersten Preis, 2023 den zweiten Preis beim Swiss Press Photo Award in der Kategorie Porträt. Dem SIYU erzählt Flavia, wie sie das Projekt realisiert hat.

Was war deine Motivation für das Auswanderer-Projekt? 2013 plante ich eine Reise in die USA. Als Selbstständige möchte ich bei Auslandreisen Projekte finden, die eine Verbindung zum Tessin haben. Das Thema der Tessiner Auswanderung faszinierte mich schon immer.
 
Wie bist du vorgegangen? Ich las Bücher von Giorgio Cheda, Historker und Auswanderungsexperte, und stellte daraus eine Liste der Nachnamen von Personen zusammen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Tessin ausgewandert sind. Danach habe ich hunderte von Briefen an diese Personen geschickt, in der Hoffnung, dass sich jemand dem Projekt anschliessen würde. Parallel dazu habe ich im Internet recherchiert.
 
Wie hast du die Vergangenheit für die Fotos rekonstruiert? In einigen Häusern haben die Menschen Familiengegenstände oder historische Fotografien aufgestellt. Bei anderen fragte ich ausdrücklich, ob sie Gegenstände besässen, die sie mit ihrer Herkunft in Verbindung brächten. Bei dieser Art von Porträts ist es interessant, den Schauplatz mit der Familiengeschichte in Verbindung zu bringen ebenso wie mit Gegenständen, die die Verbindung unmittelbar sichtbar machen.
 
Du bist seit 13 Jahren selbstständig. Gab es auch schwierige Zeiten? 2019 wurde ich Mutter und wollte bei den Aufträgen etwas kürzer treten. Ich befürchtete jedoch, dass so die Beziehung zu Kund:innen geschwächt würde. heute, fünf Jahre später stelle ich fest, dass dem nicht so war und es mir gelungen ist, eine gute Work-Family-Balance zu erreichen. In der Zwischenzeit haben sich auch neue Kooperationen ergeben.
 
Warum bist du Fotografin geworden? Trotz meines Diploms in Werbegrafik blieb die Fotografie eine Leidenschaft, die ich glücklicherweise in meinem ersten Job ausüben konnte - in einem Kommunikationsstudio, das sowohl Grafikdesign als auch Fotografie anbot.
 
Welches sind deine kommerziellen Schwerpunkte? Bei diesen Arbeiten handelt es sich hauptsächlich um Porträts oder Reportagen für Schweizer Zeitungen, Zusammenarbeit mit Grafikstudios und Lebensmittelfotografie für einen grossen Schweizer Supermarkt.
 
Was erwartest du von der Mitgliedschaft im Verband? Eine neue Chance zur beruflichen Weiterentwicklung.
 
Was zeigt das unten publizierte Bild? Es zeigt die Familie Vanina auf dem Land, auf dem ihre Ranch in Woodville am Rande von Butte, Montana, USA, stand. Obwohl sich mein Foto-Projekt mit dem Thema der Auswanderung befasst, weicht es vom klassischen Porträt ab: Es handelt sich um eine Serie von Vintage-Fotografien, die auf transparentem Hochglanzpapier gedruckt und in der Gegend platziert wurden, in der die Familien lebten.