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SIYU Member persönlich

30.09.2025

© Martin Ramsauer, Eisberglandschaften, Sermilik-Fjord, Ost-Grönland, 16.7.2024

Martin Ramsauer

Er ist erfahrener Outdoor- und Business-Fotograf, Geograf, Trekking-Guide im Himalaya und Skitourenleiter. Seit 2016 arbeitet der Zürcher Martin Ramsauer (*1975), zuerst in Teilzeit, seit August 2025 Vollzeit, als selbständiger Fotograf. Zuvor war Martin viele Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit und als Geografielehrer tätig. Das Fotografieren hat ihn dabei immer begleitet. Heute fotografiert er in den unterschiedlichsten Umgebungen. Seine Neugier und sein Interesse an Menschen und ihren Geschichten führten ihn in zahlreiche Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas und auf ihre Berge – fernab der Touristenströme. 
 
Zwischen 2015 und 2016 erweiterte Martin an der cap-Fotoschule sein fotografisches Können im Bereich Studiofotografie. Im Fokus seines aktuellen Schaffens stehen Outdoor-, Portrait-, und Reportage-Fotografie. Martin hat diverse Ausstellungen realisiert, so 2023 das «Ballet of Nature in Zürich», 2021 «The Dancers» an der photoSchweiz und 2019 «LEBEN! Mit HIV/Aids in Afrika» in der Photobastei. Dem SIYU Newletter erzählt Martin unter anderem von seiner fotografischen Begegnung mit dem Dalai Lama.

Von Geografie zu Fotografie – ein weiter oder ein naheliegender Schritt? Der Ansporn für mein Geografie-Studium war Neugier und der Wunsch, die Welt in ihren grossen Zusammenhängen besser zu verstehen und dann auch etwas zu ihrer Erhaltung und Verbesserung zu tun. Natur und Mensch in ihrem Zusammenwirken haben mich schon immer fasziniert. Mit der Fotografie wollte ich bereits als Jugendlicher Dinge und Augenblicke sichtbar machen, die – ob bewusst oder unbewusst – übersehen werden. In der Outdoor-Fotografie hilft mir mein Wissen über Meteorologie, Geologie, Glaziologie und Geomorphologie besonders, tolle Motive vor die Linse zu kriegen. In der klassischen Corporate-Fotografie sind dann jedoch mehr meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten von Nutzen.

Was bedeutet für dich Fotografie – Beruf oder Berufung? Fotografie ist definitiv mehr als ein Beruf für mich. Auch wenn es etwas plakativ klingt, glaube ich, dass es meine Berufung ist. Fotografie ist für mich ein Werkzeug. Damit kann ich mich ausdrücken, kann Dinge sichtbar machen kann, die mir wichtig sind und berühre offenbar damit auch Menschen.

Was unterscheidet deine Landschaftsfotografie von Bildern anderer Fotograf:innen? Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich unterscheiden. Vielleicht ist es die Entstehungsweise. Ich plane nicht gross und ermittle nicht mit verschiedenen Apps die genaue Uhrzeit und die Location für ein Bild, das seit langem in meinem Kopf herumschwirrt. Im Gegenteil: Ich gehe raus, nehme wahr und lasse der Kreativität freien Lauf. So gerate ich in eine Art «Flow», den ich auch als Fotomeditation bezeichne. Was am Ende herauskommt, sind oft andere Bilder, als ursprünglich gedacht.

Was macht aus deiner Sicht ein gutes Foto aus? Abgesehen davon, dass ein gutes Bild natürlich seinen Zweck erfüllen, technisch und bildgestalterisch sauber umgesetzt und unter ethischen Umständen aufgenommen worden sein sollte, muss ein Bild vor allem eins: berühren! Es sollte im Betrachtenden etwas auslösen und im besten Fall auch etwas (Gutes) bewirken.

Du hast in einem tibetischen Kloster gelebt und den Dalai Lama fotografisch begleitet. Was war das für eine Erfahrung? Meine 13 Monate im tibetischen Kloster Sera in Indien mit 5000 Mönchen war eine sehr spannende und prägende Zeit für mich. Den 14. Dalai Lama im Auftrag des Klosters während einer Woche mit der Kamera auf Schritt und Tritt begleiten zu dürfen, war eine grosse Ehre und ein unvergessliches, tiefgehendes Erlebnis. Einerseits fand ich mich in «Hollywood-Movie»-artigen Szenen wieder, andererseits bleiben mir die ruhigen Momente in bester Erinnerung. 
 
Die Ordination des damals 4-jährigen Drömo-Rinpoche, eine Wiedergeburt eines hohen Lama, durch den Dalai Lama im engsten Kreis seiner Familie und Betreuer war ein tief berührendes Ereignis. Die Tausenden Bilder aus dieser Zeit sind fototechnisch zwar oft nicht optimal – ich und meine Ausrüstung haben sich in der Zwischenzeit deutlich weiterentwickelt – aber sie wirken und erzählen eine Geschichte, die viele Menschen bewegt hat.

Gehst du auf deinen Expeditionen Risiken ein für ein «gutes» Foto? Das Leben ist ein Risiko. Wer zu Fuss und mit Packraft die Wildnis Ost-Grönlands erkundet oder auf Berge steigt, geht natürlich Risiken ein. Ob die grösser sind, als wenn ich mit dem Fahrrad auf Züricher Strassen unterwegs bin, weiss ich nicht. Wahrscheinlich ist man sich der Risiken in der Natur einfach stärker bewusst. Mein oder das Leben anderer aufs Spiel setzen für ein Foto werde ich nicht, die Sicherheit aller Beteiligten hat immer erste Priorität. Bei der Arbeit mit Athlet:innen tragen sie natürlich auch die Verantwortung, dass sie ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen.

Deine nächste Reise führt nach Nepal und Bhutan. Was wirst du dort fotografieren? Auf dieser Reise werden kulturelle und religiöse Motive der Schwerpunkt sein, der Mensch wird im Fokus stehen. Ich möchte auch einen befreundeten Künstler, der riesige buddhistische Statuen aus Metall erschafft, fotografisch begleiten. Auch das ein oder andere Landschaftsbild wird entstehen.

Was erwartest du von SIYU? Ich freue mich, neu beim Verband zu sein und erhoffe mir, nebst spannenden Weiterbildungen, auch interessante Kontakte zu und den Austausch mit anderen Fotograf:innen. Wer weiss, vielleicht gibt es auch mal ein gemeinsames Projekt?