Skip to main content

SBF Persönlich: Akosua Viktoria Adu-Sanyah

17.08.2023

© Akosua Victoria. Parents. Inheritance — Poems of Non-Belonging, 2023 (Laboransicht).

Akosua (1990) ist eine deutsch-ghanaische Künstlerin und lebt in Zürich. Sie studierte von 2009 bis 2015 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit dem Schwerpunkt Künstlerische Fotografie. Eine klassische Fotoklasse besuchte sie dort zwar nicht, sie verbrachte aber ihre Studienzeit trotzdem hauptsächlich in der Dunkelkammer.

Heute widmet sich Akosua der Fotografie und ihren Grenzbereichen. Zentral für sie ist Materialität des Mediums.
 
Seit 2012 sind ihre Arbeiten regelmässig in internationalen Ausstellungen vertreten und wurden mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt die Künstlerin den Louis Roederer Art Prize (2022), den Prix d’Art Robert Schuman (2021) sowie den Prix Photoforum (2020). Der SBF Redaktion erzählt Akosua von ihren vielfältigen fotografischen und geografischen Erfahrungen.
 
Was hat dein Interesse an der Fotografie geweckt? Es war damals die Flucht aus der Malerei in die Dunkelkammer, die mich zur Fotografie gebracht hat. Auch dort konnte ich mit organischen Materialien Bilder machen. Das war der Beginn von allem.
 
Was unterscheidet deine Fotografie von Bildern anderer Fotograf:innen? Wahrscheinlich mein zeitintensiver Arbeitsprozess, der viel Raum für das Entstehen von Bildern zulässt, die nur so zustande kommen. Ich arbeite meine Werke in der Farbdunkelkammer aus und mache grossformatige C-Prints von Hand. Ausserdem arbeite ich fast nie im Auftrag. Das gibt mir grosse Freiheit bei der Bildbearbeitung.
 
Deine Schwerpunkte? Kategorien wie Porträt, Landschaft oder Reportage passen bei mir nicht wirklich. Ich arbeite vor allem an Langzeitprojekten und verbinde dabei konzeptuelle, künstlerische Fotografie mit dokumentarischen und recherchebasierten Methoden. 
 
Gibt es dazu Beispiele? «Behold The Ocean» ist das Projekt, das ich auf zwei Expeditionen in Südpatagonien umgesetzt habe (s. Frage unten, red.). Das  Projekt «Inheritance-Poems of Non-Belonging» handelt vom Spektrum zwischen Schwarz und Weiss im Kontext von ethnischer Zugehörigkeit, aber auch von harten, historischen Kontrasten. «Resilience» war eine stille, fotografische Arbeit, in der ich meinen Vater vor seinem unerwarteten Tod ein Jahr lang dokumentiert habe. 
 
Wie wählst du deine Themen aus? Unterschiedlich. Manchmal begleiten mich bestimmte Fragen, aus denen sich eine grössere Arbeit entwickelt. Ein Herzensthema war das Rennreiten, da ich früher professionell in diesem Bereich tätig war. Ich wollte wissen, ob es nicht auch Rennreiter:innen in Ghana gibt, und wenn ja, wie diese arbeiten. Über die sozialen Medien habe ich einen Jockey in Accra gefunden. Ich habe ihn besucht und die Story wurde im National Geographic publiziert.
 
Du warst 2020 & 2022 auf den erwähnten Expeditionen in Südpatagonien. Wie hast du auf dem Schiff gearbeitet? Bei der ersten Expedition wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Ich war noch nie auf einem solchen Schiff und so weit im Süden. Ich habe viel Material fotografiert, das ich für dokumentarische und wissenschafts-kommunikatorische Zwecke verwenden wollte, aber auch für ein Buch und eine Ausstellung. Bei der zweiten Expedition kannte ich die Umstände bereits und wusste, dass ich mich auf meine freie Arbeit konzentrieren wollte. Aktuell bearbeite ich die Aufnahmen. Die Arbeit ist wenig dokumentarisch, gross, roh, organisch und kompromisslos, teils auch experimentell und analog.
 
Welche Herausforderungen stellten sich? Einerseits war es das Schiff. Die Ironie ist, dass wir uns inmitten dieser gewaltigen Landschaften bewegten und trotzdem auf dem kleinen Schiff gefangen waren. Ich hatte immer gleichzeitig meine Mamiya 645, meine Canon A1 und AE1 um den Hals und beim ersten Trip noch eine Full-Frame von Sony, da ich gleichzeitig an einem Film gearbeitet habe. Eine besondere Herausforderung war es, die Drohne im starken Wind an Deck eines fahrenden Schiffes zu holen, ohne sich dabei die Finger zu zerschneiden. An Deck hängen überall Kabel, in denen das Teil hängen bleiben könnte. 
 
Wo siehst du dich in 10 Jahren? Realistischerweise kann ich nicht so lange vorausblicken. Die technologische und kuratorische Landschaft wird 2033 eine Andere sein. Ich hoffe, dass ich bis dann noch gute Projekte entwickle und von meiner freien Arbeit leben kann. 

Weblink