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© Nadja Frey
Die Bernerin ist seit 2001 als selbständige Fotografin unterwegs. Sie arbeitet hauptsächlich in ihrem Fotostudio in Hinterkappelen, ist aber auch gerne in der Landschaft unterwegs. Sie schreibt auf ihrer Website, dass jeder neue Auftrag eine neue Herausforderung sei, den sie immer noch leidenschaftlich, aber mit Respekt und Neugier angehe. Die Redaktion hat sie zu ihrer Selbstständigkeit, zu ihren Aufträgen und Herausforderungen im Berufsalltag befragt.
Warum hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden? Nach einer vierjährigen, tollen Ausbildung beim Fotografen Jules Moser in Bern reiste ich nach Australien, kaufte mir ein altes Auto und verweilte ein halbes Jahr alleine in der Wüste. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war mir klar, ich wollte frei sein und mich so bald als möglich selbständig machen. Zwei Jahre später, mit einer Leihgabe von CHF. 3000.-, kaufte ich mir eine Occasion Rolleiflex und drei Lampen.
Wie war dein Start in die Selbstständigkeit? Die grossen Werbeaufträge schlugen ein wie der Blitz. Ich konnte mein Glück kaum fassen - bis die digitale Fotografie zum grossen Thema wurde. Darauf zerbrach die Welt der analogen Fotografie mit Film und Polaroids und meine Fotografie veränderte sich enorm.
Wie kommst du heute mit der digitalen Fotografie zurecht? Ich war der digitalen Fotografie gegenüber sehr misstrauisch und zweifelte grundsätzlich an der Richtung, die sich in meinem Beruf abzeichnete. Als ich nach langem Zögern eine Hasselblad mit digitaler Rückwand kaufte und lernte, mit dem Computer und den Programmen umzugehen, kam ich mit Überzeugung und Elan zurück in mein Berufsleben.
Was hat sich sonst noch verändert? Ich vermisse den direkten Austausch mit den Kunden. Das war zu Beginn meiner Arbeit anders. Heute, wenn der Auftrag direkt von einer Firma kommt, kommunizieren wir nur über den Computer. Bei Aufträgen, die über eine Werbeagentur laufen, taucht immerhin ab und zu jemand im Studio auf. Seit meiner Ausstellung im Kornhausforum (2019) hat die Portrait- Fotografie angezogen. So kommt mit den Menschen wieder mehr Leben ins Studio. Heute fehlt mir auch die Wertschätzung für gute Bildqualität. Die Preise werden oft gedrückt. Heute kann ich es mir noch erlauben „nein“ zu sagen, obwohl mir bei spannenden Jobs das Herz blutet und mir der Entscheid schlaflose Nächte bereitet.
Architektur-, Landschafts-, Dokumentarfotografie und das Fotografieren von Produkten sind deine Schwerpunkte. Du bist vielseitig unterwegs. Ich habe mich thematisch nie festgelegt, denn ich mag die Vielseitigkeit. Aber im Studio mit meinem Licht, ein schönes Still-Lifebild von einem Objekt zu kreieren, ist für mich etwas vom Schönsten.
Warum interessiert dich die Outdoors-Fotografie? Die Natur ist mein Akku! Wenn ich keinen Job habe, gehe ich spazieren und natürlich kommt eine Kamera mit. So hat es sich ergeben, dass ich nun eine Sammlung von Landschaftsbildern habe.
Gibt es eine spezielle Aufnahmesituation, die dir in Erinnerung geblieben ist? Besonders bei einer Begebenheit muss ich noch heute lachen. Es handelte sich um meinen ersten Job als Selbständige, für den ich offerierte. Ich konnte kaum schlafen, die Angst, dass ich die Arbeit nicht erhalte weil ich zu teuer sei, hat mich fast zerrissen. Tage später kontaktierte mich der Art Director und motivierte mich, noch einmal zu offerieren. Ich sei mit dieser Billig-Offerte nicht glaubwürdig. Das kommt heute nicht mehr vor. Ich habe viel gelernt in all den Jahren und noch nicht ausgelernt!