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SBF Persönlich

16.05.2022

© Balz Kubli, Wenn die Hilfe aus der Luft kommt – Transport von Stammesältesten und Ärzten, Darwan Afghanistan, 17.April 2013

Balz Fridolin Kubli. Balz bezeichnet sich selber als leidenschaftlichen Abenteurer, der in den Alpen, aber auch in entfernten Bergregionen unterwegs ist. Eine Kamera ist immer mit dabei. Der Fotograf (1984) hat nach 12 Jahren autodidaktischer Fotografie 2010 in Frauenfeld ein Unternehmen mit Fotostudio eröffnet. 2014 schloss Balz das Studium Gestalter HF mit Fachrichtung Fotografie mit Auszeichnung ab und gehört seit 2017 dem SBF an. 

Aktuell arbeitet Balz in der Auftragsfotografie in den Bereichen Portrait, Mensch und Reportage. Einmal pro Jahr nimmt er einen Reportage-Auftrag probono für ein humanitäres Hilfswerk an. Dem SBF erzählt er von seinen Einsätzen, von den Herausforderungen und Gefahren. Sie sind seine ständigen Begleiter.

Warum machst du solche Einsätze? Sie sind für speziell und zugleich auch entspannend, denn sie heben mich aus meinem klassischen Fotografen-Alltag in der Schweiz heraus. Jedes Mal, wenn ich eine neue Kultur erlebe, beobachte und fotografiere, ist das ein riesiger Gewinn für mich. Gleichzeitig unterstütze ich mit meinen Bildern Hilfsorganisationen und NGO`s ohne Budget für professionelle Fotoreportagen. Letztlich zählt für mich das Lächeln, wenn ich auf meinem Hosentaschen-Drucker ein Bild für jemanden ausdrucke, dem ich während der Reportage begegnet bin.

Wie entscheidest du, in welches Land du reist? Ich arbeite seit längerem fast jeden Winter einige Wochen kostenlos als Fotograf für die eine oder andere Hilfsorganisationen. Dies hat sich wohl herumgesprochen und ich erhalte während des Jahres immer wieder Projektanfragen. Es ist mir sehr wichtig, dass ich mit meinen Bildern helfen kann. Ob es nun Afghanistan ist oder ein Projekt in Europa betrifft, ist nicht wichtig, solange die Bilder die Arbeit unterstützen.

Wie steht es um deine Sicherheit? Für mich ist jeweils die Entwicklung der Sicherheitslage in einem Land massgebend. Wie intakt ist die Infrastruktur, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Personal der jeweiligen NGO`s und wie werden die Medienschaffenden behandelt? Es kann sein, dass auch ich als Fotograf aufpassen muss, um nicht ins Fadenkreuz von Regierungen zu geraten.

Wie bereitest du dich auf die Einsätze vor? Das Rückgrat meiner Planung ist das Personal der Hilfswerke vor Ort. Mit ihnen plane ich meinen Aufenthalt. Oft bin ich bei den Reportagen nicht alleine unterwegs, sondern werde begleitet von jemandem, der im Land lebt, arbeitet und auch als Übersetzer dient. Mir ist es wichtig, vorgängig viel über Kultur und Sprache des Landes zu erfahren. Oftmals entscheidet eine richtig ausgesprochene Begrüssungs-Formel oder die Frage «Darf ich Sie fotografieren» in der lokalen Sprache über die Akzeptanz als Fotograf bei den Menschen. 

Fotografieren in anderen Kulturen – geht das? Ich versuche, viel über das Thema «Fotografie» in den Kulturen des jeweiligen Landes herauszufinden. Zu berücksichtigen gilt, dass der Umgang mit dem Thema anders ist als bei uns, zum Beispiel ist es bei den Aborigines in Arnhemland, Australien verboten, während einer Beerdigung ein Foto in und von einem Dorf zu machen. Ansonsten wird der Geist des Toten während seiner Reise gestört. In Afghanistan hingegen wurde bis vor kurzem der Besitz eines Portraits von sich oder anderen bestraft. Nachdem dieses Gesetz aufgehoben wurde, stieg der Wert eines ausgedruckten Bildes enorm.

Mit welcher Ausrüstung bist du unterwegs? Equipment mässig reise ich leicht und kompakt. Aber ohne mein mobiles Kleinststudio mit zwei Blitzleuchten und Softboxen reise ich selten los. Zu oft hat sich die Mitnahme für Portraits im Busch gelohnt.

Gab es brenzlige Situationen? Ja! In Liberia wurde ich vom Geheimdienst festgenommen. Angeblich sei ich ein Spion. Primär ging es um Bestechungsgeld für die Polizei. Auch mit Wegrennen habe ich mich schon gerettet. So auch in Afghanistan. Ich rannte weg, weil geschossen wurde. Ein wütender Ehemann dachte, ich hätte seine verschleierte Frau fotografiert, obwohl ich in die Gegenrichtung fotografierte. Es kann immer etwas passieren, aber ich vertraue stark auf das Feingefühl und das Wissen der lokalen Mitarbeitenden. Das kann auch bedeuten, nicht zu fotografieren.

Was zeigen deine Fotos? Sie zeigen die Arbeit der Helfer:innen und die Auswirkungen ihrer Arbeit vor Ort. Ob meine Reportage einen Tag eines Beraters für Microfinancing von Kleinstunternehmen in Liberia dokumentiert oder einen Buschpiloten, der eine schwangere Frau ins Spital fliegt – es geht immer darum, möglichst nahe am Geschehen zu sein. Oft gibt es den Moment, der klar zeigt, was die Hilfe für die Leute bedeutet. Diesen Moment gilt es einzufangen.

Wie verlief dein autodidaktischer Weg? Auf meine Konfirmation habe ich von meinem Vater eine kleine, wunderbare Kamera erhalten. Dies war der Beginn meiner Fotografie-Faszination. Ab dann war ich in meiner Freizeit viel mit der Kamera unterwegs. Ob an Konzerten oder in Landschaften – sie war immer dabei. Im Hauptberuf war ich Velomechaniker.

Wie war es für dich, ein Unternehmen zu gründen? Lange hatte ich Panik, Menschen zu portraitieren. Die Angst etwas falsch zu machen oder jemanden zu verärgern, hat mich lange geprägt. Dank eines guten Freundes und Berufsfotografen Leon Seierlein, der damals mit mir zusammen ein erstes Fotografen-Kollektiv gegründet hat, kam ich dem Thema Reportage und Portrait näher. Die Angst ist gewichen – und habe ich mein eigenes Unternehmen gegründet. Das HF Fotografie Studium kam später und war eine wertvolle Ergänzung. Auch heute lerne ich mit jedem Shooting viel. Die Momente hinter der Kamera sind ein Geschenk.

https://balzkubli.com/